"der Komet" von riemsche

"der Komet" von riemsche

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Mittwoch Neunzehnneunzigdrei August
verlassen Seher zielbewusst
Küche, Wohnraum, Glotze, Haus
dem lauen Abend den Garaus
und einen drauf zu machen

auf Hügeln, Türmen, Dachterrassen
versammeln sie sich spät in Massen
bis an den See –der regenkalt
und- dessen Ufer widerhallt
von Würsten, die da grillen

denn irgendwann in dieser Nacht
soll ein Gestirn mit Schweif und Macht
so wie vor mehr als hundert Jahren
sternschnuppend durch den Kosmos fahren
und eine Show uns bieten

´gen Mitternacht der Zeiger rückt
man hat das x-te Bier gebückt
wendet ein Putenschnitzel
raucht pur aus Nervenkitzel
zwei Züge mit – und wartet

der Himmel ist ein klarer
der Nacken, Hals ein starrer
vor Rauch und Mückenplage
sinkt hin in Rückenlage
still einer nach dem andern

ein schwarzes Loch auf Zehenspitzen
sieht jemand leis´ vorüberflitzen
und weil es gar so unsichtbar
ist´s sicher, dass es eines war
wenn auch nur ganz ein Kleines

am Morgen mahnt nebst kalter Asche
der Brummschädel, die leere Flasche
dass sich auch Astronomen irren
unsere kleine Welt verwirren
mit falsch gelegten Karten

der Himmelskörper war nicht dumm
er schlug ´nen Haken – flog rundum
um nicht mit seinem wilden Gleißen
noch Löcher ins Ozon zu reißen
und Sündenbock zu spielen

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