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seit ich einen mein eigen nenne
schau ich aufmerksamer
über fremde zäune und
stelle fest bin nicht der einzige
der noch rätselt was er
auf seinem stück land
vor´m eigenheim erzählen will
die einen sehn´s als freie
fläche die für´s flüchtig aug
mit möglichst geringem aufwand
kurzgehalten werden muss
setzen auf immergrün um
sauber gemähten rasen
rücken unerwünschter vegetation
mit ausgiebig pflasterung zu leibe
den deutlich weniger anderen
in vieler hinsicht deren gegenteil
sieht man sündteuer investierte
mühe an trotzdem dünkt´s mich
unentschlossener wie mein´s
akkurat geschnitt´ner buchsbaum
pastell´ne rosenherrlichkeit
mit joghurt auf antik patinierte
steinputten schon keimt verdacht
ein neuer biedermeier
zieht in´s land ne zeit
in der vor lauter sehnsucht nach
innerlichkeit romantik der blick
für´s wirklichwahr verschwimmt
hat was von narkotikum
bin hin zu großem kunst
werk zeitgeist so anschaulich
verkörpernd dass man ihn ohne
dicke schmöker lesen kann
schau in versailles vom balkon
symmetrisch harmonisch
proportioniertes tableau
von absolut das perfekte modell
alles läuft auf ein zentrum
sozusagen einem zu
dem natur genauso untertan
zu sein hat wie der mensch
oder geh in england spazieren
werd auf geschwungenen pfaden
aufklärend durch landschaft
geführt zum schüler
keine hierarchie der rechten winkel
statt zentralperspektivem diktat
ein zurück zur natur
nicht zur echten wilden sondern
erbaulichem idealbild
neue einsichten empfindungen
überraschung hinter jeder biegung
derart anspruch ist eher ausnahme
die meisten menschen gruben säten
pflanzten für´s tischlein deck dich
und weil´s zum leben gehört
wie kochen singen kinder hüten
vorbildwirkung in umgebung
nahm gestalt an beim umgang
griff erfahrung überliefertes wissen
ein anliegen das über versorgung
ästhetischen lustgewinn hinaus
geht verbindet geschichten erzählt
wer ihnen lauscht schaut genauer
was auf beiden seiten wächst
in blüte steht mit farben spielt
bestimmt die arten soweit möglich
notiert im geiste deren zahl
solcherart geschärfter blick sucht
die abwechslung zeigt vielerorts
schmerzhaft deutliche verarmung
durch intensive landwirtschaft
extrem aufgeräumte leere tot
gespritzte felder fluren
animiert zu vielfalt struppig
anarchischen gegenentwurf
der weltflucht gärten nein
sie beziehen immer stellung
ob´s besitzern bewusst ist
oder nicht kultivieren was wir
jenseits des zauns vermissen
mit pflanzen beschäftigt
entwickeln wir kräfte tugenden
die um zerstörung entgegen
zu wirken dringend nötig sind
verantwortung liebevolle hingabe
den blick dafür was zu tun ist
wohnraum im freien schaffen
mit drinnen dem haus eine formal
vollkommene einheit bilden
statt nach außen repräsentieren
zuallererst bedürfnissen
seiner bewohner gerecht werden
an unbeschwerter neugier
fehlt´s wirklich nicht aber die leut
sind kulturell abiz aus der übung
vergessen vor lauter einklang
mit der natur zu arbeiten
sie mit_zu formen entwickeln
wenig nötig manchmal energisch
in ihre schranken zu weisen
auch dass sie keine skulptur ist
die mit etwas pflege irgendwann end
gültige form erreicht hat sondern
sich mit den jahren verändert
vielen ist natürliche dynamik
so gar nicht geheuer haben angst
bewältigen diese nach und
nach mit schaufel samen
tüten und einer menge fantasie
improvisieren experimentieren
machen aus fehlern das beste
trainieren fatale fähigkeit
verluste mit haltung zu ertragen
vielleicht zieht berufung den typus an
ändert sich einstellung bei der arbeit
wächst gesunde einsicht in grenzen
eigener kräfte und das vertrauen
dass sich so einiges von selber regelt
ein denk um das locker macht
entspannt kreativ positiver energie
in fröhlich gelassenem pragmatismus
ihren lauf lässt versonnen strahlt
´s gibt kaum nen besseren ort dafür
als jenen wo dich der kampf
gegen unkraut und schnecken
nach zur verzweiflung in jene
grimmige hartnäckigkeit treibt
die gegen drohende invasoren
am end die oberhand gewinnt denn
so eine lücke im beet regt an
es mit was neuem zu probieren
und schau kein frühjahr vergeht
ohne dass ich ein kom_post mortem
wiederentdecke oft weit entfernt
von anfangs suboptimalem standort
und mit einer vitalität versehen
als wollt mir wer vor augen führen
wie unbegründet sorgen waren und
dass das beste immer noch kommt
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