"Playlist" von riemsche

"Playlist" von riemsche

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Empirische Untersuchungen zeigen tatsächlich, dass bestimmte Tonfolgen Kultur_unabhängig fundamentalen Gefühlen wie Freude, Trauer oder Liebe zugeordnet werden. Selbst Melodiefragmente werden im Hinblick auf ihre Effekte übereinstimmend charakterisiert, zum Beispiel als animierender Tanz oder beruhigendes Wiegenlied. Musik ist kein Signalsystem, das erst erlernt werden muss, kann unmittelbar mit_und nachvollzogen werden, ist imstande Emotionen nicht nur darzustellen und betont zu illustrieren, sondern gezielt hervorzurufen, versetzt uns in eine ganz besondere Stimmungslage. Der Gedanke liegt nahe, dass miteinander Musizieren s gemeinsame Hörerlebnis oder die Auseinandersetzung mit einem Werk die oft schwierigen Prozesse, welche gegenseitigem Verständnis zugrunde liegen, erleichtern weil die emotionale Basis gleichermaßen gegeben ist.

Aber Vorsicht_ Tonkunst kann sehr wohl in einem beschränkt bornierten Sinn aufgefasst, instrumentalisiert und missbraucht werden. Zu eingängigen Melodien lässt sich ja bekanntlich alles Mögliche grölen das dazu dient, ethnischen sozialen oder religiösen Gruppen ihre Identität und Exklusivität zu bestätigen - damit das Trennende über das Verbindende zu stellen. Und dennoch erfahren wir im musikalischen Erleben schlechthin etwas über die Dimensionen des zutiefst Menschlichen – gibt es keine Musik, die genau dort stehenbleiben müsste, wo sie die Historie aufgrund ihrer Entstehung lokalisiert. So eröffnet sich uns die Möglichkeit, Musik vergangener Jahrhunderte zu hören ohne den Eindruck zu haben, uns in einem akustischen Museum zu befinden. Herausragende Werke der Musikgeschichte_ gleich wann & wo sie entstanden sind_ überschreiten den Horizont ihrer Zeit, ermöglichen jene beglückende Erfahrung, die uns gefühlt aus dem Korsett bestimmter Zuschreibungen befreit. In Folge spüren wir, dass es etwas gibt, das größer ist als wir. Sich um dieses Größere bemühen kann dazu beitragen, den Komfort unserer gewohnten Gedanken-und Gefühlswelt zu verlassen und damit den möglicherweise alles entscheidenden Schritt auf jeweils Andere zuzugehen.

Kein vordergründiges Einebnen bestehender Differenzen durch ein kitschiges Versprechen. Traut man dem Mythos, ging Harmonia, die Göttin der Eintracht, aus einer ehebrecherischen Beziehung zwischen Ares und Aphrodite hervor. Harmonie ist demnach Spross der größten Gegensätze, die man sich denken kann_ Liebe und Krieg. Erzeugte Harmonie besteht in der Kunst, das was auseinanderstrebt nicht zueinander zu passen scheint, dennoch zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen und zum Erklingen zu bringen. Kunst vermag die Probleme unserer Zeit nicht zu lösen – kann nur versuchen, einen zarten Bogen an Einfühlungsvermögen Anteilnahme und Schönheit über Abgründe des Menschlichen zu spannen. Das ist nicht viel, aber in besonderen Momenten fast alles.

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