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Die ob demonstrativer Ereignisse selbst von deutschen Professoren vertretene These, dass die Bereitschaft zum Dialog kein Bestandteil einer Protestkultur sein muss - es demnach vollauf genügt, seinen Standpunkt hinauszuschreien, Argumente keine Rolle mehr spielen - unterstützt vermehrt einen Aktionismus, dem es weniger um die Artikulation einer diskussionswürdigen Position, als vielmehr um ein Primärziel unter dem Titel_ wir bleiben so lange vor Ort, bis man unsere Forderungen erfüllt, sprich _Erpressungsversuche geht.
Andererseits wird mittlerweile so gut wie jede kritische Haltung gegenüber dem Staat für unzulässig erklärt. Das Ansinnen, gedankliche Abweichungen von der aktuell gültigen Auslegung der Menschenrechte mit Sanktionen zu belegen, ist mit jeder Form eines intellektuellen Liberalismus unvereinbar. Zusätzlich prekär wird es, wenn solche Schärfe nicht alle Positionen gleichermaßen trifft, sondern nach politischer Sympathie kalibriert wird.
Dass sich jemand, der ein Recht in Anspruch nimmt, um dessen Abschaffung zu propagieren, selbst widerspricht ist den wenigsten bewusst, geschweige Teil der Überlegung. Kant war der Auffassung, dass vernünftige Wesen derartige logische Unstimmigkeiten nicht aushalten. Wir gehören wohl nicht zu dieser seltenen Spezies - sägen unverdrossen an den Ästen, auf denen wir sitzen.
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